Abschlussrede einer Community Nurse nach dreijähriger Pilotphase

12.12.2024

Magdalena Fischill-Neudeck hielt nach dreijähriger Pilotphase zur Einführung der Community Nurse in Österreich eine beeindruckende Abschlussrede. Sie erzählt über die Reise, die sie und andere in den vergangenen drei Jahren gemacht hat, zeigt Probleme und Erfolge auf und ist optimistisch, was die Zukunft der Community Nurse betrifft:

Guten Tag allerseits,


danke für das Feedback zur Arbeit aller Community Nurses.
Es ist mir eine Freude, heute hier beim Abschluss sprechen zu dürfen und meine Gedanken zu teilen. Drei Jahre Pilotierung liegen hinter uns – eine Zeit voller Lernprozesse, Herausforderungen und Erfolge. Es wurde vieles bereits gesagt und ich möchte noch die Perspektive als aktive Community Nurse hinzufügen, in der Hoffnung, dass ich einige Gedanken aufgreife, die viele meiner Kolleginnen und Kollegen im Rückblick teilen.
Wenn ich zurückblicke, stellt sich mir als erstes die Frage: Wo hat das alles eigentlich angefangen? Für jede und jeden von uns war dies sicherlich ein anderer Moment. Für mich und einige meiner „dienstältersten“ Kolleg:innen begann es im Februar 2022, als die Mitteilung kam, welche Projekte ausgewählt wurden. Damals hatten wir keine genaue Vorstellung davon, was auf uns zukommen würde – vielleicht war das ab und zu auch gut so.
Wir starteten voller Euphorie, getragen von der Vision, diese neue Rolle mit Leben zu füllen. Zu Beginn war vieles aufre-gend: die ersten Hausbesuche, die ersten Teambesprechungen und die ersten Begegnungen mit Kolleg:innen aus ganz Österreich – online. Das Lernen voneinander stand im Vordergrund: durch das Tun, durch Erfahrungen und auch durch das Scheitern. Das Motto "Nah für dich, da für dich" war nicht nur ein Slogan, sondern unser Leitgedanke.
In den letzten drei Jahren haben wir vermutlich eine völlig neue Perspektive auf die Regionen, in denen wir tätig waren, bekommen. Die Ressourcen, die Unterstützung, die Ausgangslage in den Projekten war sehr unterschiedlich. Wir haben neue Einblicke in das Zusammenleben der Menschen gewonnen. Jede und jeder von uns hat gelernt, wie vielfältig und vielschichtig eine Gemeinde, ein Stadtteil, eine Stadt ist und welche Rolle wir als Community Nurses darin einbringen können. Am Anfang ging es oft darum, bestehende Anbieterinnen von Gesundheits- und Sozialeinrichtungen kennenzulernen, Netzwerke aufzubauen und unser Tätigkeitsfeld zu beschreiben, zu definieren und auch auszuhandeln. Neben den Beratungen und Anleitungen bei den Menschen zu Hause, entwickelten wir Ideen für Gruppenangebote und setzten diese um bzw. haben wir bestehende, gesundheitsfördernde Angebote in unsere Regionen „geholt“. Das Arbeiten auf den drei Ebenen nach dem Public Health Intervention Wheel – Community Nurses als Ansprechperson für Gesundheit und Pflege kommunal verortet – ist theoretisch gesichert und sinnvoll.
Natürlich war dieser innovative Weg nicht immer einfach. Es gab Veränderungen in den Teams, neue Anforderungen, die sich von der klassischen Pflege, in der wir im vor Feld tätig waren, unterschieden und nicht zuletzt technische und organisatorische Herausforderungen – denken wir nur an den Wechsel von den Excellisten für die Datensammlung auf die Dokumentationssoftware DokCN der FH Kärnten.
Besonders in den letzten Monaten haben uns Community Nurses Unsicherheiten über die Zukunft der Projekte beschäftigt. Trotz Budgetbeschluss in den Ausgleichsverhandlungen im November 2023, trotz beeindruckender Ergebnisse, trotz starker Leistungsbereitschaft und trotz zahlreicher Initiativen konnten wir nicht immer die politische Unterstützung der Entscheidungsträger:innen gewinnen, die wir uns erhofft hatten.
Trotzdem: Viele Bundesländer haben sich am Ende des Jahres doch noch für eine Fortsetzung entschieden (wenn auch in abgespeckter/eingeschränkter/zeitlich begrenzter Variante) das zeigt, dass wir auf dem Weg sind. Nächstes Jahr wird es umso wichtiger, dass Community Health Nursing stärker in die Entwicklung des Gesundheits- und Sozialsystems eingebunden wird und Community Nurses als wertvolle Quelle erkannt werden. Ganz im Sinne von Vorbeugung statt Krankenversorgung! Ganz im Sinne von „Nah für dich, da für dich!“
Ich möchte mich im Namen aller CNs bei allen bedanken – bei den Community Nurses, den Projektleitungen, der EU, dem Bundesministerium, dem Team der GÖG, dem Team der FGÖ, dem Team der FH Kärnten, der BAG-Community Health Nursing des ÖGKVs und allen voran den mutigen Bürgermeister:innen der Gemeinden, die mit uns diesen neuen Weg gegangen sind. Gemeinsam haben wir gezeigt, was möglich ist, wenn man Neues wagt, wenn man auf Gesundheitspflege setzt. Vielen Dank!


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